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1. Theil 4 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Neueste Geschichte. 3. Periode. reit, dem Rufe zu folgen, aber er forderte vor seinem endgültigen Entschlüsse die Abstimmung des mexikanischen Volkes. Sie wurde ins Werk gesetzt, und der Erzherzog begab sich, als seine Erwählung unzweifelhaft wurde, nach Paris, um das Nothwendige mit Napoleon Iii., dem Urheber und Schutzherrn des ganzen Unternehmens, zu verabreden. Am 10. April 1864 übergaben die mexikanischen Abgeordneten dem neuerwählten Kaiser die Sanction des Beschlusses der Notabeln durch das Volk; er nahm als Maximilian I. die ihm dargebotene Würde an und verließ vier Tage darauf mit seiner Gemahlin das friedliche Glück von Miramar, um am Bord der östreichischen Fregatte Novara in sein Reich abzusegeln. Zunächst begab sich das Kaiserpaar nach Rom, den Segen des Papstes zu empfangen; am 29. Mai erreichten sie Veracruz. Wenn in dem Gemüthe des Kaisers und der Kaiserin noch ein Zagen verborgen gewesen wäre, es hätte in der Begeisterung, mit welcher sie empfangen wurden, verschwinden müssen. Der Weg nach der Hauptstadt wurde zum Schauplatze eines sich fortsetzenden Volksfestes; auch die indianische Bevölkerung drängte sich zahlreich herbei. Die Hauptstadt selbst empfing die Einziehenden, am 12. Juni, mit einem hier noch nie gesehenen Enthusiasmus. Juarez hatte sich nach San Luis Potosi begeben, wurde aber weiter nach Norden in die Grenzprovinz Chihuahua gedrängt, und es schien, als wäre es mit seiner Sache vorbei. Doch verlor er die Zuversicht nicht, daß seine Zeit noch einmal wieder kommen werde; er hatte immer einige Truppen und eine Art von Regierung um sich; von den Vereinigten Staaten Nordamerikas blieb er anerkannt und wurde von ihnen im geheimen auch mit Geld und' Waffen unterstützt. Der Kaiser hatte kurze Zeit nach seiner Ankunft in der Hauptstadt eine Rundreise durch die Provinzen seines Reiches unternommen; bedeutende, einflußreiche Männer, selbst bisherige republikanische Führer schlossen sich ihm an. Mit Eifer widmete er sich den Regierungsangelegenheiten, er arbeitete unermüdlich an der Einführung heilsamer Reformen, besonders an der Verbesserung des öffentlichen Unterrichts. Aber dies waren alles weitausfehende Dinge; nahe und unerbittlich drängten die Forderungen der Finanzordnung des Reiches und der Organisation des Heerwesens. Und doch war Maximilian kein Soldat; weder Neigung noch Temperament zogen ihn dazu. Die Truppen sahen ihn selten. Er liebte es, in mexikanischer Volkstracht die herrliche Tropengegend um Mexico

2. Theil 4 - S. 295

1880 - Stuttgart : Heitz
Convention zwischen Spanien, England und Frankreich. 295 ihm in diesem Augenblicke nicht gefährlich; er glaubte wohl, der dort wüthende Bürgerkrieg werde ihren Zerfall herbeiführen, oder er hoffte wenigstens, vor Beendigung des Bürgerkrieges mit den mexikanischen Angelegenheiten fertig zu werden. Die französischen Truppen unter General Lorencez hatten einen Angriff auf Puebla, die bedeutendste Stadt auf dem Wege nach Mexico, unternommen, waren aber zurückgeschlagen worden. General Forey kam mit Verstärkungen aus Frankreich. Er übernahm den Oberbefehl und erließ eine Proklamation, worin er verkündigte, die Franzosen kämen, um das mexicanifche Volk von dem Joche tyrannischer Gewalt zu befreien und es ihm möglich zu machen, sich eine Verfassung nach seinem Ermessen zu geben. Nach Vollendung der Vorbereitungen setzte sich das französische Heer in Marsch aus die Hauptstadt Mexico. Puebla mußte sich am 17. Mai 1863 ergeben; 12,000 Mexicaner mit zwols Generalen fielen in die Hände der Franzosen. Am 10. Juni rückte General Forey in Mexico ein. Es wurde sogleich eine Regentschaft eingesetzt, eine Junta trat zusammen und eine Notabeln-Versammlnng wurde berufen. Diese erklärte sich für Einführung einer konstitutionellen Monarchie und wählte (8. Juli 1863) den Erzherzog Maximilian von Oestreich zum Kaiser von Mexico. Dieser Fürst, geb. 1832, dem Hanse Karls V. angehörend, für den einst Cortez Mexico erobert hatte, ein Bruder des regierenden Kaisers von Oestreich, war im Plane Napoleon Iii. dazu ausersehen, den alten Namen der Habsburger in Amerika zu erneuern und durch Begründung einer Monarchie in Mittel-Amerika dem Vordingen der nordamerikanischen Union nach Süden hin einen Damm entgegen zu stellen. Dieses Werk, wohl geeignet, eine enthusiastische Natur mit dem Glanze der Erinnerungen zu verlocken, forderte, in der Nähe beschaut, zu feiner Durchführung vor allem eine rücksichtslose Energie. Erzherzog Maximilian war eine durchaus edle, dichterisch angeregte Natur von sehr lebhafter Auffassung und großem Wohlwollen der Empfindung. Entfernt von dem Geräusche des Wiener Hofes lebte er mit seiner Gemahlin Charlotte, einer Tochter des Königs Leopold I. von Belgien, auf seinem Schlosse Miramar bei Triest. Eine im Jahre 1860 nach Südamerika unternommene Reise hatte tiefe Eindrücke in seiner Seele zurückgelassen. Maximilian empfing die Deputation der mexikanischen Nota-beln-Versammlung am 3. October 1863; er erklärte sich wohl be-

3. Theil 4 - S. 345

1880 - Stuttgart : Heitz
Begebenheiten in Spanien. 345 Tetuan (woher er bett Herzogsütel führte) und nöthigte durch tvieberholte Siege bett Sultan Sibi Mohameb, im April 1860 Frieden zu machen ttttb an Spanien, außer Überlassung eines kleinen Landgebiets, 20 Mill. Piaster Kriegsentschädigung zu zahlen. Zu dieser Zeit des eben beenbigten ^Krieges mit Marokko machte der spanische Kronprätenbent Graf Monte molin den Versuch, Spanien noch einmal in Bürgerkrieg zu verwickeln. General Ortega, Commanbant der balearischen Inseln, von beut Prä-tenbenten gewonnen, lanbete mit 3000 Mann, mit dem Grafen Carlos tittb bessert Bruder Fernanbo, so wie auch mit bettt berühmten Cabrera auf englischen Schiffen bei Tortosa, 1. April 1860. Jnbessen scheiterte der Versuch vollkommen. Die Truppen, sobalb sie erfuhren, zu welchem Zweck man sie mißbrauchen wollte, empörten sich gegen Ortega ttttb nahmen die Prinzen gefangen. Ersterer warb' kriegsrechtlich erschossen, die beiden Prinzen zwar bald wieder freigelassen, jedoch nicht eher, bevor sie schriftlich dem spanischen Thron entsagt hatten. Kaum waren sie frei, so nahmen sie ihre Entsagung zurück. Beide sind nicht lange darauf (Januar 1861) in Trieft, wohin sie sich zurückgezogen hatten, gestorben. Seitdem hat Don Juan, der letzte Sohn des Don Carlos, welcher sich dem Aufstandsversuche der beiden Brüder nicht angeschlossen hatte, seine Ansprüche auf bett spanischen Thron in mehreren Manifesten öffentlich knnbgegeben. Das Verhalten Spaniens gegen einige seiner ehemaligen Colonten in Amerika beutete att, daß die Absicht einer Zurückerwerbung eines Theiles jener früheren Besitzungen nicht ausgegeben ist. Von Spaniens Betheiligung am Anfange der Expe-bitbtt nach Mexico, auch von der vorüb erg eh enben Vereinigung der botttitticattifchett Republik mit der spanischen Monarchie ist • bereits in Abschnitt 148 die Rebe gewesen. Hier ist noch zu erwähnen, daß Spanien wegen seiner Besitznahme der an der peruanischen Küste liegenbett Chincha- ober Guano-Inseln (1863) mit bett sübamerikanischen Republiken Peru und Chile 1865 in Krieg gerieth, in welchem einige Seegefechte zum Nachtheil der spanischen Flotte ausfielen, wofür biefe sich durch ein barbarisches Bombardement auf die wehrlose Stadt Valparaiso rächten, 31. März 1866.

4. Theil 2 - S. 358

1880 - Stuttgart : Heitz
358 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Zusammenkunft. Wie staunten diese über den wohleingerichteten Hofstaat des Inka und über diese Pracht an Gold und Edelsteinen; aber diese Reichthümer blendeten ihnen so die Augen und betäubten in ihnen so alles Gefühl für Recht, daß sie nur darauf dachten, wie sie die Peruaner berauben könnten. Sogleich trat ein Dominicaner, den Pizarro dazu mitgenommen hatte, vor und hielt vor dem Inka eine Rede, in welcher er ihm die Artikel des päpstlichen Glaubens vortrug und damit endigte, daß der Papst dem Kaiser Karl alle Länder der neuen Welt geschenkt habe. Von dein Allen verstand der Inka fast kein Wort, antwortete übrigens sehr vernünftig und äußerte, er könne das Alles noch nicht recht begreifen. Kein Wunder! aber der Pater wurde über diese Verstocktheit, wie er es nannte, immer wüthender, schlug auf sein Gebetbuch mtd schrie: „Hier steht's ja! Hier steht's geschrieben." — Erstaunt sah der Inka das Buch an; denn er hatte keinen Begriff von der Schreibekunst und glaubte endlich, das Buch sei ein lebendiges Wesen, welches sprechen könne. Neugierig langte er danach und hielt es sich ans Ohr. Da er aber natürlich nichts hörte, warf er es gleichgültig auf die Erde und rief: „Ich höre nichts!" — „Wie! du schändlicher Heide!" schrie der Pater, „du unterfängst dich, Gottes Wort zu lästern? Habt ihr's wohl gesehen, ihr gläubigen Christen? Auf! Nehmt Rache an dem verruchten Heiden!" —- Sogleich flogen alle Säbel aus den Scheiden. Die Spanier stürzten wüthend auf die Hofbeamten ein und hieben viele von ihnen nieder; Pizarro packte den erschrockenen Inka, der nicht nmßtc, was er verbrochen habe, und schleppte ihn in seine steinerne Festung, wo er ihn einkerkerte. Die Kanonen wurden abgefeuert und der bloße Knall erschreckte die Peruaner so, daß sie alle auseinanderstoben. Aber das war den Spaniern nicht genug. Die Retter setzten sich zu Pferde, jagten ihnen nach und hieben alle nieder, die sie nur erreichen konnten. Eine schöne Art, Heiden zu bekehren! Viertausend dieser Unglücklichen wurden an diesem Tage von den Spaniern zusammengehauen und eine unermeßliche Beute ins spanische Lager geschleppt. Als Atahualpa sich von den Schrecken etwas erholt hatte, sah er um sich und erblickte sich in der hülslosesten Lage von der Welt. Feste Riegel und starke Mauern schlossen ihn ein; verlassen war er von allen seinen Freunden und Landsleuten, nur die wilden Gesichter der Spanier zeigten sich ihm dann und wann. Als er sah, wie gierig diese nach dem Golde waren, erbot er sich, dem

5. Theil 2 - S. 333

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 333 schloß Cortez, dies zu benutzen, um diesen aufmerksamen Leuten Ehrfurcht vor der Macht der Spanier einzuflößen. Er ließ alle Soldaten aufmarschiren, die Pferde herumtummeln und endlich die Flinten und Kanonen lösen. Bei diesem Getöse geriethen die Mexikaner, die so etwas weder gesehen noch gehört hatten, ganz außer sich. Viele von ihnen stürzten augenblicklich zu Boden, während Andere die Flucht ergriffen und nur mit Mühe zurückgebracht und beruhigt werden konnten. Alle diese Vorfälle erfuhr Monteznma sehr bald; denn er hielt sich Läufer, die auf allen Landstraßen in kleiner Entfernung von einander standen, von Jugend auf im Laufen geübt waren und, sobald etwas Wichtiges vorfiel, die Nachricht davon gleich nach Mexico beförderten. Daher traf, trotz des langen Weges bis nach Mexico, welches noch 180 Stunden entfernt lag, schon in sieben Tagen die Antwort bei Cortez ein. Die beiden schon erwähnten Häuptlinge, der Statthalter und der General, überbrachten sie mit Herzklopfen. Sie lautete: Monteznma könne weder erlauben, daß fremde Krieger nach seiner Hauptstadt kämen, noch ihren langem Aufenthalt in seinem Reiche gestatten; er ließe sie daher recht sehr bitten, doch ja recht bald wieder wegzugehen. Diese unfreundliche Bitte begleitete er mit reichen Geschenken. Sie bestanden aus äußerst feinen baumwollenen Zeugen und Teppichen, aus Abbildungen von Thieren und Pflanzen, aus Mosaik von Federn, aus goldenen Thierbildern, kostbaren Arm- und Halsbändern mit Edelsteinen besetzt, und andern schön gearbeiteten Kunstsachen. Nichts machte aber mehr der Spanier Habgier rege, als zwei große Scheiben, die eine von Gold, welche die Sonne, uni) die andere von Silber, welche den Mond vorstellte. Beide waren von so hohem'werthe, daß die letztere allein auf 32,000 Thaler geschätzt wurde. Durch diese Geschenke hoffte Monteznma seine Bitte zu unterstützen; aber wie irrte er sich darin! Cortez erstaunte über diesen Reichthum eines Landes, welches solche Dinge liefere, und war nun erst recht fest entschlossen, nicht zu wanken und zu weichen. Er antwortete daher auch ganz unumwunden, er könne und werde nicht eher zurückgehen, als bis er beim Kaiser zur Audienz gelassen sei. Die beiden Häuptlinge erstaunten über den Widerstand des Fremdlings; indessen schickten sie wieder Boten nach Mexico, meldeten Alles und baten sich Verhaftungsbefehle aus. Diese erschienen auch bald und lauteten: Monteznma verlange schlechterdings.

6. Theil 2 - S. 335

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 335 wohin er uns führt!" — Das waren Alle zufrieden. Es wurden die Stimmen gesammelt und die Wahl fiel auf — Cortez. „Gut!" fuhr er fort, „ich will euch führen; aber ich verlange strengen Gehorsam. Noch ist es Zeit, zurückzukehren. Wer mir nicht überall hin folgen will, der kann noch heute umkehren." — Aber es fand sich auch nicht ein Einziger; Alle schwuren ihm Gehorsam und Treue bis in den Tod. Nun rückte Cortez in das Innere des ihm ganz unbekannten Landes vor. Zu seinem Glück schlugen sich mehrere Gaue, durch welche er marschirte, auf seine Seite, weil sie mit der Herrschaft Monteznma's unzufrieden waren. Zuerst kam er nach Zampoalla, wurde freundlich aufgenommen und von 400 Einwohnern bei seinem Abzüge begleitet. Als er sich Tlascala näherte, griffen ihn die Einwohner zwar feindlich an, aber er bezwang sie und 6000 derselben verstärkten sein Heer. Auch in Cholnla fand er offene Arme. Nun ging es auf Mexico selbst los. Als die Spanier ein rauhes Gebirge erstiegen hatten, lag plötzlich eine herrliche Ebene vor ihnen, schöner als sie je eine gesehen. Ringsum war sie von hohen Gebirgen eingeschlossen; in ihr zeigten sich mehrere-Seen; eine Menge Lustwälder und angebaute Felder wechselten miteinander ab, und viele Dörfer und Städte zeigten sich den trunkenen Blicken der Spanier, die sich an dem köstlichen Panorama nicht satt sehen konnten. In der Mitte der Ebene aber erhob sich mit 'den glänzenden Zinnen ihrer Tempel und Paläste die Hauptstadt Mexico. Sie lag mitten in einem großen See, über welchen mehrere Dämme nach der Stadt führten, und je näher die Spanier kamen, desto reizender und angebauter wurde die Gegend. Schöne Landhäuser mit Lustgärten voll wohlriechender Blumen und Stauden, mit künstlichen Teichen voll Fische und Wasservögel lagen rings um die Hauptstadt und zeigten, daß man sich der Residenz eines reichen und mächtigen Fürsten nähere. Monteznma war indessen unschlüssiger als je, ob er die Spanier als Freunde oder als Feinde empfangen sollte. Fast täglich schickte er ihnen einen Boten entgegen, mit der Bitte, sich doch nicht erst nach Mexico zu bemühen. Aber Cortez ließ sich nicht irre machen, setzte ruhig seinen Weg fort und antwortete immer, er müsse schlechterdings mit dem Kaiser selbst sprechen. Endlich erreichte er die Nähe der großen Stadt, die ungefähr 400,000 Einwohner enthalten mochte. Da kamen ihm 4000 vor-

7. Theil 2 - S. 337

1880 - Stuttgart : Heitz
Corte z in Mexico. 337 mit seinen Spaniern auf dem hohen Dache desselben stand, von wo man eine weite Aussicht über die große Stadt und die umliegende Gegend genoß, waren sie alle in stummes Entzücken über den Anblick des herrlichen Panoramas versunken, welches vor ihnen ausgebreitet dalag. Nach langem Schweigen ries Cortez, zu seinen Offizieren gekehrt, aus: „Wiegt nicht ein Blick auf dieses Paradies alle erduldeten Mühseligkeiten auf?" — Und von dieser Minute stand der Entschluß, Mexico zu erobern, fest in seiner Seele. Die Lage der Spanier war hier sehr sonderbar. Sie befanden sich mitten in einem fremden Reiche, ja mitten in einer großen Stadt, ohne alle Verbindung mit ihrem Vaterlande, umgeben von einem zahlreichen Volke, dem sie nicht trauen durften. Montezuma stellte sich zwar sehr freundlich, aber wer konnte wissen, wie er es meinte? Vielleicht hatte er sie nur deshalb so ohne Widerstand in die Stadt gelassen, um sie desto sicherer zu verderben. Er brauchte ja nur die Dämme, die nach der Stadt führten, von denen der kürzeste eine halbe Meile lang war, durchstechen zu lassen, und die Spanier waren ohne Rettung verloren. Unaufhörlich- warnten die Tlascalaner vor der Heuchelei des Kaisers, und wirklich erhielt Cortez eine Nachricht, die den Argwohn zu bestätigen schien. Cortez hatte einen spanischen Offizier mit 50 Soldaten in einer an der Küste erbauten Stadt (Santa Crnz) znrückgelassen. Dieser war mit einem Hansen rnexicanischer Krieger * in Streit gerathen, verwundet, gefangen und geschlachtet worden. Den Kopf aber hatten sie ihm abgeschnitten, zum Beweise, daß die Spanier sterblich wären, in mehreren Städten umhergetragen und endlich nach Mexico geschickt. Dies erfuhr Cortez und zugleich, daß Montezuma befohlen habe, den Kopf sorgfältig zu verbergen. „Was ist da zu thun?" dachte Cortez. Bald war sein Entschluß gefaßt, den Kaiser gefangen zu nehmen und dadurch sich zum Gebieter der Mexicaner zu machen. Er schritt gleich zum Werke. Mit fünf Offizieren und eben so viel Soldaten begab er sich, wie zum Besuche, in des Kaisers Palast. Mit einem finstern Gesichte beklagte er sich über die Ermordung des Spaniers, beschuldigte den Kaiser des Einverständnisses mit den Mördern und verlangte eine öffentliche Genugthuung. Montezama gerieth in Bestürzung. ' Er erbot sich, seinen Feldherrn, der den Mord begangen habe, bestrafen zu lassen. „Das versteht sich von selbst," rief Cortez; „und ich bin auch Weltgeschichte für Töchter, n. 16. Aufl. 22

8. Theil 2 - S. 339

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez in Mexico. 339 * glücklichen Mexicaner vorüber war, eilte Cortez wieder zum Kaiser, meldete ihm mit einem freundlichen Gesichte, was geschehen sei, und befahl, ihm die Fesseln wieder abzunehmen. Montezuma freute sich darüber wie ein Kind. Er umarmte den Cortez, nannte ihn seinen Retter und sprang, alle fürstliche Würde vergessend, wie ein Trunkener umher. Die schaudervolle Bestrafung jener Mexicaner hatte so viel gewirkt, daß fürs erste Keiner sich gegen die Spanier zu rühren wagte, und Cortez regierte jetzt durch den gefangenen Montezuma das ganze Reich. Auch ließ er nun zwei Kriegsschiffe auf dem See von Mexico erbauen, wodurch seine Lage in der Stadt viel sicherer wurde. Er hatte nämlich dem Kaiser von den großen Schiffen der Europäer erzählt und ihn darauf neugierig gemacht, so daß Montezuma nicht nur den Bau der Schiffe zugab, sondern sich selbst darüber recht fteute. Durch alle diese Erfolge wurde Cortez immer kühner und schritt nun zu ejner neuen Erniedrigung des armen Kaisers. Er verlangte von ihm, er solle sich für einen Vasallen des Königs von Spanien erklären und demselben einen jährlichen Tribut bezahlen. Montezuma wagte nicht, dem fürchterlichen Manne zu widersprechen, und leistete in einer feierlichen Versammlung der Großen des Reichs die verlangte Huldigung. Aber wie schwer mochte ihm diese Demüthigung fallen, der bisher Keinen über sich erkannt hatte. Seufzer unterbrachen seine Rede und bittere Thränen liefen ihm die Wangen herunter. Schon fingen die Mexicaner an zu murren Und ein finsterer Ernst verbreitete sich über ihre Gesichter, so daß Cortez besorgte, er sei zu weit gegangen. Indeß beruhigte er sie damit, daß sein König nichts verlange, als Schutzherr von Mexico zu sein; sonst sollte Alles beim Alten bleiben. So viel ließen sich die Mexicaner ruhig gefallen, in der Hoffnung, daß doch nun endlich die lästigen Gäste abziehen würden, und Montezuma selbst forderte den Cortez dazu auf. „Das ist auch ganz meine Absicht," antwortete der schlaue Cortez; „nur muß ich erst die dazu nöthigen Schiffe bauen lassen, und das erfordert einige Zeit." — Eigentlich aber war er fest entschlossen, Mexico nie wieder zu verlassen, und täglich hoffte er, die Verstärkung aus Spanien eintreffen zu sehen, die er sich vom Kaiser Karl ausgebeten hatte. Er ahnete nicht, welch ein Ungewitter sich jetzt über ihm zusammenzog. . „Ihr habt nicht erst nöthig, Schiffe zu bauen," sagte emes

9. Theil 2 - S. 341

1880 - Stuttgart : Heitz
Cortez gegen Narvaez. 341 den Waldstrom und drang, als eben die Mitternachtsstunde schlug, in die Stadt ein. Welch ein Gewühl! Welche Bestürzung! Zwar setzte es viele blutige Kopse, aber endlich siegte Cortez' Ausdauer über die Verwirrung der Feinde, von denen noch dazu Viele gleich zum Cortez übergingen. Narvaez wurde gefangen und Cortez konnte sich nicht den Triumph versagen, ihn zu sehen. Aber — was ihm viel Ehre macht — er wollte ihn nicht durch seinen Anblick demüthigen und begab sich unerkannt zu ihm. Doch erkannte Narvaez ihn bald an der Ehrerbietung, mit welcher die Soldaten vor ihm zurücktraten. „Du kannst dir daraus etwas zu Gute thun, Feldherr, daß mich das Glück in deine Hand gab!" so redete ihn der aufgeblasene Narvaez an. „O mein lieber Mann!" erwiderte Cortez kalt; „was Gott thut, das ist wohlgethan. Uebrigens versichere ich dir, daß ich das zu meinen geringsten Thaten rechne, dich besiegt zu haben." Die Gefangenen behandelte Cortez nicht wie Feinde, sondern wie liebe Freunde und Landsleute und stellte ihnen ganz srei, ob sie ihm nach Mexico folgen oder nach Cuba zurückkehren wollten. Fast alle wählten das Erstere, und so schlug er, bedeutend verstärkt, den Weg nach Mexico ein, wo neue Schrecken seiner warteten. Schon kam ihm ein Bote entgegen, der ihn um Beeilung seiner Rückkehr bat, weil die dort zurückgelassenen Spanier in der größten Verlegenheit wären. Jener Offizier nämlich hatte durch eine blutige That die Mexicaner aufs höchste gegen sich aufgebracht. Bei einem Feste hatte er die vornehmsten Einwohner im Tempel überfallen und niedergehauen, um sie der Kostbarkeiten, mit denen sie sich geschmückt hatten, zu berauben. Kein Wunder, daß alle Einwohner Wuth schnaubten gegen die tückischen Fremden, und obgleich Montezuma sich alle Mühe gab, sie zu beruhigen, so hörten sie doch nicht auf ihn und bestürmten das Haus der Spanier. Zwar wurde dies Mal der Angriff abgeschlagen, aber sie rüsteten sich zu einem neuen, noch nachdrücklichern. So standen die Sachen, als Cortez einzog. Die tiefe Sülle aus den Straßen der Stadt war ihm schon ein böses Zeichen; aber wie jauchzten ihm die eingeschlossenen Spanier entgegen! Auch Montezuma, der indessen den Spaniern stets treu geblieben war, hieß den Cortez freundlich willkommen; dieser aber drehte ihm kalt den Rücken. Sein Glück gegen Narvaez hatte ihn übermüthig gemacht.

10. Theil 2 - S. 356

1880 - Stuttgart : Heitz
356 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Süden hingewiesen. So wußte man also, daß es in Süd-Amerika ein Goldland geben müßte, und dahin ging nun der ganze Entdeckungseifer der Spanier. Indessen hatte der erste Versuch, den sie machten, in die nördlichen Gegenden von Süd-Amerika ein- zudringen, so unendlich viele und große Schwierigkeiten gefunden, daß die Sache schon mehrere Jahre liegen geblieben war. Da fand sich ein Feuerkopf, wie Cortez einer war, der auf seine eigene Gefahr die Auffindung und Eroberung des goldreichen Peru unternahm. Franz Pizarro hieß dieser Mann, ein Spanier von Geburt, aufgewachsen ohne alle Erziehung, aber abgehärtet durch die vielen Widerwärtigkeiten, die er von Jugend auf zu bekämpfen gehabt hatte. Nachdem er sich hier und da Herumgetrieben hatte, fiel der Gedanke, es dem Cortez nachzumachen und auf dieselbe Weise das vielbesprochene, aber nur dem Namen nach bekannte Peru zu erobern, wie ein Funke in seine Seele. Ein nichtswürdiger Priester, der sich unermeßliche Reichthümer zusammengeplündert hatte, schoß das nöthige Geld dazu her, und so segelte Pizarro in einem kleinen Schiffe mit 112 Mann im Jahre 1525 von Panama nach der Westküste von Süd-Amerika ab. Der Anfang versprach nicht viel; denn Wind und Wetter waren ihm so zuwider, daß er über ein Jahr zubrachte, ehe er nur an der peruanischen Küste anlangte. Hier fand er ein so bevölkertes und wohleingerichtetes Land, daß er wohl einsah, hier sei an eine Eroberung durch seine wenige Mannschaft nicht zu denken. Aber er wurde für seine Fahrt reichlich belohnt; denn das Gold und Silber war hier so gemein, daß die Einwohner ihm die schönsten Gefäße aus diesen Metallen für europäische Kleinigkeiten hingaben, und fo fuhr er nach drei Jahren höchst erfreut nach der Küste von Panama zurück und reiste von hier aus geradezu uach Spauieu, wo er sich dem Kaiser Karl V. selbst vorstellen ließ. Diesem machte er eine so lebhafte Beschreibung von den ungeheuern Schätzen des Landes und von den auf der Reise ausgestandenen Abenteuern, daß Karl ihn im voraus zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannte. Dagegen versprach Pizarro, die Kosten selbst zu übernehmen. Was konnte der Kaiser mehr wünschen? Schon vor vielen Jahren hatte eine Gesellschaft überaus weiser Rechtsgelehrten und Theologen in Spanien festgesetzt, auf welche Weise die ersten Eroberer eines Landes in Amerika dieses im Namen des Königs von Spanien in Besitz nehmen sollten. Das
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